Über Alicia

Um meine eigene Biografie zu schreiben, ist es wohl noch etwas früh im Leben. Ich bin mehr als froh darüber, dass es bisher wenig Dramatisches zu berichten gibt, was sich für einen Roman eignen würde, aber da Sie als Leser bestimmt auf den Menschen hinter dem Autorennamen neugierig sind, will ich mich an ein paar Zeilen versuchen.

Soweit ich zurückdenken kann, fand ich die Welt um mich herum schon immer äußerst spannend. Gerade das Beobachten von Tieren und der Natur haben mich als Kind fasziniert – und meine Mutter erzählt noch heute gerne von unseren wöchentlichen Radtouren zu einem ganz bestimmten Getreidefeld in Brandenburg, auf dem ich mit wissenschaftlicher Akribie die Ähren vermessen und ihr Wachstum in meinem Forschungstagebuch protokolliert habe. Damals konnte ich noch nicht wirklich schreiben, aber der Wille zählt, und später hätte ich tatsächlich um ein Haar Biologie studiert.

In der Schule fiel meine Neugier auf fruchtbaren Boden. Ich hatte Glück mit meinen Lehrern und Glück mit den Mitschülern. Außer Sport gab es kein Fach, das mich nicht interessiert hätte – was gab es da nicht alles zu lernen und zu verstehen! Ich zähle wohl zu den wenigen Menschen, die ihre Schulzeit als rundherum positiv beschreiben. Erst im Nachhinein habe ich verstanden, dass ich das allermeiste Glück aber mit meiner Mutter und meinem Umfeld hatte. Ich habe nie solche Sätze gehört wie: „Toll, dass du eine Eins in Physik bekommen hast. Und das als Mädchen!“, die zwar bestärkend gemeint sind, aber am Ende doch nur aussagen, dass Mädchen diese Art von Bestärkung brauchen. Es war für mich als Kind und Jugendliche ganz selbstverständlich, dass ich einfach ich bin und keine Gewichte trage, gegen die ich ankämpfen müsste. Ein Privileg, das ich allen Frauen und allen Menschen wünsche. Vielleicht schreibe ich deshalb so oft über Figuren, die für sich diese Selbstverständlichkeit, sich nicht mit unzeitgemäßen Hindernissen aufhalten zu müssen, einfordern.

Foto der Autorin Alicia Hartung im langen rot-schwarzen Kleid, lesend, mit Buch in der Hand
© privat

Möglichst viel über unsere eigene Welt zu erfahren, hat mir aber nie ausgereicht. Die anderen Welten der Phantasie, die sich zwischen Buchdeckeln, auf einem Bildschirm oder in jeder Art von erzählter Geschichte fanden, zogen mich genauso in ihren Bann. Ich bin auf dem Rücken von Wildgänsen nach Lappland geflogen, mit dem Raumschiff Voyager quer durch den Delta-Quadranten gereist, durch das Vorlesen in ein Buch hineingerutscht, bin noch immer häufiger Besucher in Bruchtal – und ich habe wie so viele andere in meiner Generation das Zaubern gelernt. Darin liegt für mich die Magie des Geschichtenerzählens: Solange man gebannt zuhört, verblasst das eigene Leben und die Fiktion wird die neue Realität. Umgekehrt macht auch das Schreiben frei, aber auf andere Weise. Mehr darüber erzähle ich in den Häufigen Fragen. Diese Begeisterung war der Grund, warum ich mich schließlich doch für ein Literaturstudium und gegen die Biologie entschieden habe.

Die Reise zu den Schauplätzen von „Nils Holgersson“ war die erste, die ich (mit 14) selbst organisiert habe. Es sollten viele weitere folgen, vor allem nach Südamerika, das mich mit seiner Natur, den lebensfrohen Menschen und den alten Hochkulturen immer wieder begeistert. Auch an Europa und Deutschland als Reiseziel schätze ich vor allem die lange Geschichte und die große kulturelle Vielfalt auf so engem Raum. Als Student habe ich ein halbes Jahr in Australien, in Sydney, gelebt, aber trotz aller Reiselust ist es zu Hause doch am schönsten. Ich lebe in Berlin, im Stadtteil Prenzlauer Berg, wo ich auch geboren wurde und aufgewachsen bin.

Meine Abneigung gegen Sport habe ich übrigens inzwischen überwunden: Ich tanze leidenschaftlich gerne Standard/Latein, wandere und fahre Kajak.

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